Wednesday, March 19, 2008

Frühling in der Großstadt

Gedenken an den alten Kaiser
und Franchise-Ketten Kaffee.

Auf den Fotos bleibt nur
ein trüber Ausschnitt der Erinnerung
an einem sonnigen Frühlingstag
im kalten März.

Die letzten Reste bröckeln,
und selbst der Ausdruck der Moderne
erscheint nun grau,
als Überbleibsel der neuen Zeit.

Den namenlosen Gespenster in den Strassen
scheint die Sonne ins Gesicht
und aus dem Arsch.

Der große Raum unterstützt
zwar das Erlebnisspiel,
erscheint aber in den Gesichtern
doch begrenzt.

Es ist egal, ob äußerliche Pracht
nun einer Reflektion entspringt,
oder ob sie nur um des Reichtums
willens angeschafft.

Die Hüllen werden fallen
und es bleibt nichts
als das Sein.

Saturday, February 23, 2008

erste Worte

- "Ich frage meine Kinder immer, ob sie heute schon in den Himmel gesehen haben."
+ "Wieso?"
- "Na, frag doch mal einen 60jährigen. Der hat doch schon längst vergessen wie der Himmel aussieht. - Der sagt: 'blau'".

Sunday, February 17, 2008

Glaubenssatzzauberei

"Ich lege bis auf weiteres das, was ich ungeprüft für wahr halte, auf Eis und akzeptiere ab jetzt bewußt nur noch den Glaubenssatz, den ich für wünschenswert halte. Ich tue so, als wäre ich unter Hypnose, und suggeriere mir selbst diesen Glaubenssatz. Für mich werden jetzt Wunsch und Glaube ein und dasselbe. Es gibt keinen Konflikt. Ich ändere jetzt meine alten Glaubenssätze. Obwohl ich hier ruhig sitze, kann ich in Gedanken so tun, als hätte ich mir den wünschenswerten Glaubenssatz ganz zu eigen gemacht."
(Autosuggestive Formel aus Seths "Die Natur der persönlichen Realität")

Tuesday, February 05, 2008

Arschtritt und Gehirnfick

Bewegt sich diese Welt eigentlich überhaupt, wenn man ihr nicht permanent in den Allerwertesten tritt?

Es erweckt jedenfalls den Eindruck, also ob die meisten Menschen überhaupt kein Interesse an geistiger Entwicklung, Selbsterkenntnis und Glück hätten. Geschweigedenn, dass Selbstreflexion, Achtsamkeit oder bewusstes Handeln, wie z.B. die r.evolution of mind es propagiert, in deren Wortschatz überhaupt vorkäme.

Bis auf ein paar Menschen, die tatsächlich ab und zu Inspirationen dankbar aufgreifen, die Voraussetzung zu schätzen wissen und sich daraus kreativ ihr eigenes Lebensgebäude zimmern, lässt sich der Rest der Welt immer gerne darum bitten; vorzugsweise mit Peitsche und Zwiebelbrot.

Das Zuckerbrot ist nämlich eben diesen „viel zu süß“ und auch der rektal eingeblasene Puderzucker verursacht ihnen nur Verdauungsschwieirgkeiten. Die daraufhin entweichenden Gehirnfürze sind nichtmal das Papier wert, das zum Abwi… – ähm - Aufschreiben nötig ist.

Klar wir leben alle in einer unbestimmten Wohlstandslethargie. Selbst jene die nichts haben (und sind) und von der Harz im Mund leben, ergeben sich in der dem Überfluss entsteigenden Langeweile und können dabei noch fröhlich durchmachen, da kein Arbeitsalltag sie in diesem Zustand stört.

Doch auch viele Zeitgenossen lieben es anscheinend selbst bei der Arbeit nichts bewusst zu tun, nicht vorher zu denken und lieber, als Konsequenz aus all dieser Verblendung, gepflegt zu leiden.

Dieses Leiden lässt sich dann ganz einfach kollektiv erfahren, da sich schnell einer findet, der für diesen Zustand verantwortlich gemacht werden kann, obwohl er doch vermeindlich „nichts getan“ hat. Vom höchst philosophischen und spirituell erstrebenswerten „Nicht-Denken“ und „Nicht-Tun“ kann hier natürlich keine Rede sein.

Das erinnert mich an einen Aspekt der Buddhistischen Kosmologie: Die Götter können, da sie sich nur in Freud und Überfluss suhlen, nicht erleuchtet werden bzw. in Nirvana eintreten.

Das liegt wohl weniger daran, dass es ihnen besser ginge, als den anderen, im Rad des Lebens Gefangenen. Es liegt vermutlich daran, dass sie, aufgrund ihrer vollen Bäuche und selbstzufriedenen Überheblichkeit, ihr Leiden und die Vergänglichkeit aller Dinge gar nicht erkennen.

Nun ist diese Vergänglichkeit aber bei weitem kein Grund zum Verzweifeln. Ganz im Gegenteil: Gelobt sei die Entität, die die menschlichen Absonderungen mit einem beherzten Druck auf die Spülung im Abflussrohr der Vergänglichkeit verschwinden lässt.

Das bedeutet auch, dass es völlig unnötig ist eine übergeordnete Instanz um Vergebung anzubetteln, bzw. für seine „Sünden“ zu bezahlen. Totales Verantwortungsbewusstsein und ehrliche Reue sind vielmehr edle Tugenden, als vom Schöpfer bzw. von dessen selbsternannter Vertretung auf Erden verordnetes Pflichtprogramm.

Vorallem zum eigenen Wohle sind solche Übungen sehr hilfreich und deswegen erstrebenswert. Im Lichte des vollständig selbst erschaffenen, eigentlich völlig außerhalb von Raum und Zeit stehenden Bewusstseinsfokus, den wir „Realität“ nennen, bleibt uns sowieso keine andere Wahl. Bzw. ist unsere Wahl hinfällig, da die Bewusstseinsinstanz, deren Teil wir sind, schon gewählt hat.

Nicht, dass der Eindruck entstünde, wir könnten darauf keinen Einfluss nehmen. Nein. Es ist sogar so, dass wir ES sind. Es gibt keinen Unterschied zwischen der höheren Bewusstseinsinstanz und uns selbst. Und diese Wahl geschieht außerhalb von Zeit. Es ist also nie „zu spät“!

Und dieses unser Selbst wiederum, ist „Nicht-Teil“ eines großen Ganzen, das landläufig als „All(es was ist)“, „große Leere“ oder „Gott“ bezeichnet wird.

Doch lasst mich von der Wiederholung abgedroschener spiritueller Phrasen Abstand nehmen und wieder einen Blick auf die ursprüngliche Frage richten:

So stellt man sich nun als einigermaßen reflektierter, oder zumindest dem Bestreben nach Besserung und Weltretterei anheimgefallener Zeitgenosse vor die Anderen hin, predigt ihnen ein Geheimnis, das keines ist, und bläst den oben schon beschriebenen Puderzucker palettenweise in fett gewordene Hinterteile.

Man tritt immer mal wieder, mehr oder weniger sanft, mit stahlbekapptem Stiefel in diese aufgedunsenen Leiber, versucht selbst die empfindlichsten Stellen ordentlich zu treffen und nimmt auch mal die Peitsche zu Hand und lässt sie neben tauben Ohren ordentlich knallen.

Wie als drauf einstudierte Reaktion zuckt der ein oder andere, und kollektiv entweicht nach reichlich Zerredetum und ellenlanger Protokollierung nur heiße Luft aus den Löchern der scheinbar Gehirnlosen und versickert im kalten Staub der durch emsige Tretmüllerei zermahlenen Welt.

Als einziger Trost oder vielmehr als rettende Erkenntnis hilft da nur die Einsicht oder vielmehr die Hoffnung, dass all dies nur ein abgesprochenes Schauspiel ist, bei dem jedermanns Selbst die Regie führt und dessen Libretto nur der dramaturgischen Aufbereitung dient.

Das hat man nun von der selbstgestalteten Realität, die unserer Existenz angeblich zugrunde liegt und die uns Heilsverkünder dazu zwingt, dass wir uns, trotz kleinerer Erfolge, sisyphusgleich den Berg hinaufschleppen, kurz vor dem Gipfel der großen Erleuchtung stolpern und wieder in die tiefsten Höllen der Unwissenheit hinabrutschen.

Die Bühne des Lebens müssen wir, oft trotz jahrzehntelanger spiritueller Praxis, wohl tatsächlich solange bespielen, bis endlich der letzte Augen-Ohren-Mund-Zuhälter verstanden hat, dass es hier nicht um die größere Wurst geht, sondern um das Leben selbst, das mit seiner kreativen Vielfalt einem jeden Bewusstsein zu seiner optimalen Erfüllung verhelfen kann.

- Oder bis jemand das Zugseil findet, das mit „Vorhang“ beschriftet ist und endlich das Licht im Saal angeht, sich alle verneigen und vor lauter Selbstironie lachend in die Arme fallen.

Dann können wir, nachdem der überschwänglich Applaus, den wir uns gegenseitig zujubeln, verklungen ist und die Sektgläser geleert sind, unsere letzten Kostüme abwerfen und nackt hinaus in den Regen dessen treten, was uns als nächstes erwartet.

Möge Gott uns dabei gnädiger sein.